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SEBASTIAN NOACK, baritone & MANUEL
LANGE, piano · HANS SOMMER Ballads & Romances |
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HANS SOMMER ( 1837 - 1922)
Aus: Balladen und Romanzen / From:
Ballads and Romances, Op. 8 T: Joseph von Eichendorff (1788-1857)
1 Die
Räuberbrüder
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Translations
on
www.lieder.net/ |
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"Vorüber ist der blut'ge Strauß, Hier ist's so
still, nun ruh dich aus."
"Vom Tal herüber
kommt die Luft; Horch, hörst du nichts? Die
Mutter ruft."
"Die Mutter ist ja lange tot,
Eine Glocke klingt durchs Morgenrot."
"Lieb
Mutter, hab nicht solches Leid, Mein wildes
Leben mich gereut. -"
"Was sinkst du auf
die Knie ins Gras? Deine Augen dunkeln, du
wirst so blaß."
Es war von Blut der Grund
so rot, Der Räuber lag im Grase tot.
Da
küßt der Bruder den bleichen Mund: "Dich liebt
ich recht aus Herzensgrund."
Vom Fels dann
schoß er noch einmal Und warf die Büchse tief
ins Tal.
Drauf schritt er durch den Wald
zur Stadt: "Ihr Herrn, ich bin des Lebens satt.
Hie ist mein Haupt, nun richtet bald, Zum
Bruder legt mich in den Wald."
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2 Verloren |
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Still bei Nacht fährt
manches Schiff, Meerfei kämmt ihr Haar am Riff,
Hebt von Inseln an zu singen, Die im Meer dort
untergingen.
Wann die Morgenwinde wehn,
Ist nicht Riff noch Fei zu sehn, Und das
Schifflein ist versunken, Und der Schiffer ist
ertrunken. |
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3 Nachtwanderer |
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Er reitet nachts auf
einem braunen Roß, Er reitet vorüber an manchem
Schloß: Schlaf droben, mein Kind, bis der Tag
erscheint, Die finstre Nacht ist des Menschen
Feind!
Er reitet vorüber an einem Teich,
Da stehet ein schönes Mädchen bleich Und singt,
ihr Hemdlein flattert im Wind: Vorüber,
vorüber, mir graut vor dem Kind!
Er reitet
vorüber an einem Fluß, Da ruft ihm der
Wassermann seinen Gruß, Taucht wieder unter
dann mit Gesaus, Und stille wird's über dem
kühlen Haus.
Wann Tag und Nacht im
verworrnen Streit, Schon Hähne krähen im Dorfe
weit, Da schauert sein Roß und wühlet hinab,
Scharret ihm schnaubend sein eigenes Grab. |
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4 Der Kühne |
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[Und] wo noch kein
Wandrer gegangen, Hoch über Jäger und Roß
Die Felsen [im Abendrot] hangen Als wie ein
Wolkenschloß.
Dort zwischen [den] Zinnen
und Spitzen Von wilden Nelken umblüht Die
schönen Waldfrauen sitzen Und singen im [Wind]
ihr Lied.
Der Jäger schaut nach dem
Schlosse; "Die droben, das ist mein Lieb".
Er [sprang] [von dem scheuenden] Rosse - Weiß
keiner, wo er blieb. |
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5 Loreley, Op. 7 |
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Es ist schon spät, es
[wird] schon kalt, Was reitst du einsam durch
den Wald? Der Wald ist lang, du bist allein,
Du schöne Braut! Ich führ dich heim!
"Groß
ist der Männer Trug und List, Vor Schmerz mein
Herz gebrochen ist, Wohl irrt das Waldhorn her
und hin, O flieh! Du weißt nicht, wer ich bin."
So reich geschmückt ist Roß und Weib, So
wunderschön der junge Leib, Jetzt kenn ich dich
- Gott steh mir bei! Du bist die Hexe Lorelei.
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"Du kennst mich wohl - von hohem Stein
Schaut still mein Schloß tief in den Rhein. Es
ist schon spät, es [wird] schon kalt, Kommst
nimmermehr aus diesem Wald." |
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Zwei Balladen nach / Two Ballads by
Johann Wolfgang von Goethe |
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6 Der König von Thule |
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Es war ein König in Thule
Gar treu bis an [das] Grab, Dem sterbend seine
Buhle Einen goldnen Becher gab.
Es ging
ihm nichts darüber, Er leert' ihn jeden
Schmaus; Die Augen gingen ihm über, So oft
er trank daraus.
Und als er kam zu sterben,
Zählt' er seine Städt' im Reich, [Gönnt'] alles
[seinem] Erben, Den Becher nicht zugleich.
Er saß beim Königsmahle, Die Ritter um ihn
her, [Auf hohem] Vätersaale, Dort auf dem
Schloß am Meer.
Dort stand der alte Zecher,
Trank letzte Lebensgluth, Und warf den
[heil'gen] Becher Hinunter in die Fluth.
Er sah ihn stürzen, trinken, Und sinken
tief ins Meer. Die Augen täten ihm sinken;
Trank nie einen Tropfen mehr. |
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7 Der Fischer |
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Das Wasser rauscht', das
Wasser schwoll, Ein Fischer saß daran, Sah
nach dem Angel ruhevoll, Kühl bis ans Herz
hinan. Und wie er sitzt und wie er lauscht,
Theilt sich die Fluth empor; Aus dem bewegten
Wasser rauscht Ein feuchtes Weib hervor.
[Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm]: Was
lockst du meine Brut Mit Menschenwitz und
Menschenlist Hinauf in [Todesgluth]? Ach
wüßtest du, wie's Fischlein ist So wohlig auf
dem Grund, Du [stiegst] herunter wie du bist
Und würdest erst gesund.
Labt sich die
liebe Sonne nicht, Der Mond sich nicht im Meer?
Kehrt wellenathmend ihr Gesicht Nicht doppelt
schöner her? Lockt dich der tiefe Himmel nicht,
Das [feuchtverklärte] Blau? Lockt dich dein
eigen Angesicht Nicht her in [ew'gen] Thau?
Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll,
Netzt' ihm den nackten Fuß; Sein Herz wuchs ihm
so [sehnsuchtsvoll]6 Wie bei der Liebsten Gruß.
Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm; Da war's um
ihn geschehn: Halb zog sie ihn, halb sank er
hin, Und ward nicht mehr gesehn. |
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From: Ballads and Romances, Op. 11 Text: Felix Dahn (18343-1912) |
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8 Sir Aethelbert
I & II |
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Sir Aethelbert von Mercia
Ritt jagen in den Wald: Er stieß in's Horn:
Trara, Trara! - - Was schweigt sein Ruf so
bald?
Es bricht und knackt im dichten Tann,
Das Buchlaub raschelt leis, Und vor ihm - o
verlorner Mann! Erschimmert's elfenweiß.
Sein Auge schließt sich glanzerschreckt: Da
naht auf weißem Reh, Vom langen Goldhar nur
bedeckt, Die weiße [Waldesfe].
Wie
zart, wie schlank, wie jung, wie weich, Wie
schämig und wie heiß - Der Liebe höchstes
Himmelreich Giebt Elfen-Minne leis. -
Er
hob den Arm: "Und wird's mein Tod, - Mein eigen
sollst du sein." Sie aber sprach: "Es wird dein
Tod: Ich aber werde dein:
Und dein wird
Wonne, nie geahnt Von Erdenmann vor dir:
Schwörst du, wenn einst mein Bote mahnt, Sofort
zu folgen mir?"
"Ich folge dir zu jeder
Stund': Ich schwör's bei diesem Schwert: Ein
Kuß auf deinen rothen Mund Ist tausend Leben
werth."
Der Kukuk rief, -- die Schlange
schlief Goldkrönig auf dem Stein: - Im
Waldmos tief ein Brunnquell lief: - Da ward die
Elfin sein.
Manch Jahr ging hin. -
Hallelujah Und Glock' und Orgel dröhnt: Am
Dom-Altar zu Mercia Ein König wird gekrönt.
Der Erzbischof weiht Kreuz und Kron', Der
Bischof weiht das Schwert, Das Volk umjauchzt
den Purpurthron: "Heil König Aethelbert!
Du hast das Dänenjoch zerstört, Dem
Engelland erlag: - Nimm nun den Lohn, der dir
gehört, Heut' kam dein Ehrentag."
Und
schon den Fuß hebt auf den Thron Der König: da
- halt ein - Da klippt und klappt ein scharfer
Ton Hell auf dem Estrich-Stein:
Ein
weißes Reh: - es sengt den Bug Vor Aethelbert
vertraut: Mit einem Blicke tief und klug
Hat's in sein Aug' geschaut.
Stumm legt er
von sich Kron' und Schwert: - Rasch trug das
Reh ihn fort: - Wohin kam König Aethelbert? -
Er hielt der Elfin Wort. |
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9 Odysseus |
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Was Achilleus nicht
gelungen Was nicht Ajas' Stärke that, Priams
Beste hat bezwungen Dieses Hauptes kluger Rath.
Ein Jahrzehnt mit kühnem Kiele Trotzt' ich
Posidaons Wuth Und ich drang zum sonn'gen Nile
Und zu Lethe's dunkler Fluth.
Freundin
rühm' ich mir Athene Und der ew'gen Iugend Zier
Beut, die schoner als Helene, Beut die
Inselgöttin mir:
Ach, wie gern wollt' ich
vertauschen Was mir Herrlichstes
geschah, Hört' ich nur noch einmal rauschen
Deinen Bergwald, Ithaka! -- |
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10 Das Lied vom
Schill |
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Mein Preußen
zertreten, mein Deutschland tot, Rings Schmach
und Schmerzen, rings Nacht und Not: Und die
Augen der edelsten Frau der Erd', Die Augen
Luisens, vom Weinen rot -- -- Nicht länger trag
ich's! -- Husaren, zu Pferd! Wer reiten und
fechten und sterben will, -- Der folge mir!» --
so sprach der Schill.
Bei Wittenberg und
bei Halberstadt, Wie scharf er geritten,
gestritten hat! Doch tausend auf zehn sind zu
viel zuletzt: Sie haben ihn bis Stralsund
gehetzt: «Den Schrecken ohne Ende hab' ich
satt: Ein Ende mit Schrecken ich machen will,
Das soll Rache wecken!» -- so tat der Schill. --
Stralsund, wie dein Markt vom Blute floß!
Die Straßen der Holländer Fußvolk schloß:
«Ergebt euch, Schill!» rief ihr General: Doch
der Schill, der hieb ihn stracks vom Roß: Da
trafen ihn Kugeln zwölf zumal: «Hoch
Deutschland!» rief er: dann sprach er still: «O
Kön'gin Luise!» -- so starb der Schill.
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11 Die Bernstein-
Hexe |
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Sankt Elms Licht
[flackert] am Hexenturm. Die Bernstein-Hexe
beschwor den Sturm.
Ihre Botin ruft ihn
flugs herbei -- Lachmöve mit gellendem
Schrilleschrei:
Den West-Nord-West vom
schwedischen Sund: Der wühlt das Meergold auf
vom Grund!
Hinaus mit Netzen, mit Bark' und
Boot, In das gleißende Glück, in den
Tauchertod!
Bald kehren wir wieder, das
Boot randvoll -- Nur der Iüngste ertrunken --
das ist ihr Zoll!
II. Heut' traf es Iung
Iörge von Heidebrink, Hei, haschte die Hexe
hinab ihn flink!
Doch wohl dir, jung Jörge!
Sie bettet dich warm Am wogenden Bufen, im
weißen Arm,
Und schlingt dir mit Kosen ins
triefende Haar Von flammendem Bernstein die
Krone klar. |
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12 Jung Douglas und schön
Rosabell, Op. 24 |
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Sollst weinen nicht
länger, schön Rosabell . . . |
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13 Die junge
Königin, Op. 25 |
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Auf dem Throne ruht in
träumendem Sinn Die allerlieblichste Königin.
Es trägt ihr Haupt, das kronenlose, Als
einzigen Schmuck eine weiße Rose.
Und der
Herzog denkt: "O wärst du mein! Ich wollte
dich decken mit Edelstein."
Und der
Pfalzgraf wünscht: "O wärst du mein! Ich
schenkte dir sieben Schlösser am Rhein."
Und der Bischof brütet: "O wärst du mein,
Meine Seele sollt' ewig verloren sein!"
Nur
Einer im Saale, -- der wünschet nicht, Schaut
selig vor sich mit verklärtem Gesicht: --
Der Sänger: -- er drückt in schweigender Lust
Die Linke fest auf die pochende Brust:
Da
birgt er -- und segnet seine Lose -- Die
allerlieblichste weiße Rose.
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14 Jung Anne, Op.
18 No. 1 |
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Ja, klinge nur lustig, du
Hörnerklang, ich folge dir gern zum Streit;
Heut küßt' ich, die ich freite so lang, jung Anne,
die süße Maid. Ich zog vorüber im Morgenstrahl:
da stand sie im grünen Hag: – »Ei wohin, Childe
Arthur, im blauen Stahl, wohin so früh' am Tag?«
»Die Schotten sind über den blauen Tweed: Lord
Percy will sie bestehn. Manch' Auge, das jetzt
sie aufgehn sieht, sieht die Sonne nicht
untergehn! Und es hat gereut schon manche Maid,
die nie ihren Liebsten geküßt: Dann ward er
erschlagen im blutigen Streit, hat kußlos sterben
gemüßt.« Da brach sie die Rose vom Gartenzaun
und gab sie mir abgewandt: Ich weiß nicht, war
es das Morgentaun: – ein Tropfe lag auf der Hand.
Und ich zog an mich die zitternde Hand, ihr ins
blaue Auge zu sehn, Wegküßt' ich die Träne, die
drinnen stand und sie ließ es gerne geschehn! Jetzt klinge nur lustig, du Hörnerklang,
ich folge dir gern zum Streit: Heut küßt' ich,
die ich freite so lang, jung Anne, die süße Maid!
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Recording: VI 2013,
Jesus-Christus-Kirche, Berlin Dahlem
Executive Producer: Stefan
Lang
Recording Producer & Mastering: Florian Schmidt
Recording engineer: Martin Eichberg
Recording Technician: Malte Eiben
Publishers: Litolff (Tr. 1-5; 8-11); Steingräber
(Tr. 12+13); Constantin Wild’s (Tr. 14) Manuscript
(Tr. 6+7)
(p)
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