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ROMAN TREKEL · DANIEL HEIDE  "Carl Loewe · Lieder & Balladen"

For all LYRICS IN ENGLISH please see www.recmusic.org

CARL LOEWE (1796-1869)

LIEDER & BALLADEN


1 Edward Op. 1 No. 1 (Johann Gottfried Herder) 05:47

Dein Schwert, wie ist's von Blut so rot?
Edward, Edward!
Dein Schwert, wie ist's von Blut so rot?
Und gehst so traurig da? O!

Ich hab geschlagen meinen Geier tot,
Mutter, Mutter!
Ich hab geschlagen meinen Geier tot,
Und das, das geht mir nah. O!

Deines Geiers Blut ist nicht so rot,
Edward, Edward!
Deines Geiers Blut ist nicht so rot,
Mein Sohn, bekenn mir frei. O!

Ich hab geschlagen mein Rotroß tot,
Mutter, Mutter!
Ich hab geschlagen mein Rotroß tot,
Und's war so stolz und treu. O!

Dein Roß war alt und hast's nicht not,
Edward, Edward!
Dein Roß war alt und hast's nicht not,
Dich drückt ein andrer Schmerz. O!

Ich hab geschlagen meinen Vater tot!
Mutter, Mutter!
Ich hab geschlagen meinen Vater tot,
Und das, das quält mein Herz! O!

Und was wirst du nun an dir tun,
Edward, Edward?
Und was wirst du nun an dir tun,
Mein Sohn, [bekenn' mir mehr]! O!

Auf Erden soll mein Fuß nicht ruhn!
Mutter, Mutter!
Auf Erden soll mein Fuß nicht ruhn!
Will wandern übers Meer! O!

Und was soll werden dein Hof und Hall,
Edward, Edward?
Und was soll werden dein Hof und Hall,
So herrlich sonst, so schön? O!

Ach immer steh's und sink und fall!
Mutter, Mutter!
Ach immer steh's und sink und fall,
[Mag nie es wiedersehn]! O!

Und was soll werden dein Weib und Kind,
Edward, Edward?
Und was soll werden dein Weib und Kind,
Wann du gehst übers Meer? O!

Die Welt ist groß, laß sie betteln drin,
Mutter, Mutter!
Die Welt ist groß, laß sie betteln drin,
Ich seh sie nimmermehr! O!

[Und was soll deine Mutter tun],
Edward, Edward?
Und was soll deine Mutter tun,
Mein Sohn, das sage mir? O!

[Der Fluch der Hölle soll auf euch ruhn],
Mutter, Mutter!
Der Fluch der Hölle soll auf euch ruhn,
Denn ihr, ihr rietet's mir! O!


2 Der Todtentanz Op. 44 No. 3 (Johann Wolfgang Goethe) 03:59

Der Türmer, der schaut zu Mitten der Nacht
Hinab auf die Gräber in Lage;
Der Mond, der hat alles ins Helle gebracht,
Der Kirchhof, er liegt wie am Tage.
Da regt sich ein Grab und ein anderes dann:
Sie kommen hervor, ein Weib da, ein Mann
In weißen und schleppenden Hemden.

Das reckt nun, es will sich ergötzen sogleich,
Die Knöchel zur Runde, zum Kranze,
So arm und so jung und so alt und so reich;
Doch hindern die Schleppen am Tanze:
Und weil hier die Scham nun nicht weiter gebeut,
So schütteln sich alle, da liegen zerstreut
Die Hemdelein über den Hügeln.

Nun hebt sich der Schenkel, nun wackelt das Bein,
Gebärden da gibt es vertrackte;
dann klippert's und klappert's mitunter hinein,
als schlüg' man die Hölzlein zum Takte.
Das kommt nun dem Türmer so lächerlich vor;
da raunt ihm der Schalk, der Versucher, ins Ohr:
Geh! hole dir einen der Laken!

Getan, wie gedacht! und er flüchtet sich schnell
nun hinter geheiligte Türen.
Der Mond und noch immer er scheinet so hell
zum Tanz, den sie schauderlich führen.
Doch endlich verlieret sich dieser und der,
schleicht eins nach dem andern gekleidet einher,
und husch! ist es unter dem Rasen.

Nur Einer, der trippelt und stolpert zuletzt
und tappet und grapst nach den Grüften;
doch hat kein Geselle so schwer ihn verletzt;
er wittert das Tuch in den Lüften.
Er rüttelt die Turmtür, sie schlägt ihn zurück,
geziert und gesegnet, dem Türmer zum Glück,
sie blinkt von metallenen Kreuzen.

Das Hemd muß er haben, da rastet er nicht,
da gilt auch kein langes Besinnen,
den gotischen Zierrat ergreift nun der Wicht
und klettert von Zinne zu Zinnen.
Nun ist's um den Armen, den Türmer, getan,
es ruckt sich von Schnörkel zu Schnörkel hinan,
langbeinigen Spinnen vergleichbar.

Der Türmer erbleicht, der Türmer erbebt,
Gern gäb' er ihn wieder, den Laken.
Da häckelt jetzt hat er am längsten gelebt
Den Zipfel ein eiserner Zacken.
Schon trübet der Mond sich verschwindenden Scheins,
Die Glocke, sie donnert ein mächtiges Eins,
Und unten zerschellt das Gerippe.

3 Urgroßvaters Gesellschaft Op. 56 No. 3 (Johann Nepomuk Vogl) 06:19

Sie waren alle zum Tanzplatz hinaus,
Der Urgroßvater nur sitzet zu Haus,
Der sitzt so betrübt im Winkel allein:
"Wer wird nun mir Armen Gefährte sein?"

"Jetzt drehn sie sich draußen mit heißen Gesicht,
Doch des Greises zu Hause gedenken sie nicht."
"Die Eltern, die lochen und scherzen viel
Beim blinkenden Becher, bei Sang und Spiel."

"Die Kleinen mit ihrem blonden Haar,
Die meinen, sie seien im Himmel gar.
Nur ich, ich sitze vergessen allein,
Dem Alten mag Niemand Gefährte sein!"

Da schallt's an sein Ohr im lauten Gewirr:
"Was klagest du, Alter, wer sind denn wir?"
Und wie flüchtige Geister umtanzt ihn ein Reih'n,
Der schlinget in rosige Bande ihn ein,

Und schmieget an ihn sich so tröstend und warm
Und schlinget um den Greis den ätherischen Arm.
Da neigt sich zu ihm wohl manch holdes Gesicht,
Mit blühenden Wangen und Augen so licht.

Das herzt ihn so milde, das kost ihn so lind,
So sitzt unter Engeln das träumende Kind.
Und als nun die Jungen vom Kirchmesstanz
Heim Kommen gar matt mit verwelktem Kranz,

Wie ist da der Greis so vergnügt und froh,
Sie sahen den Lieben schon lange nicht so.
Die Stirn, die gefurchet das Alter ihn hat,
Wie ist die nur jetzt so verkläret und glatt.

Und fragt ihr, was so ihm erhellet den Sinn?
Das waren die Stunden, die längst schon dahin,
Das waren die seligen Stunden der Lust,
Die wieder umspielt die erstorbene Brust.

4 Wanderers Nachtlied I Op. 9 Heft 1, No. 3 – Über allen Gipfeln ist Ruh’ (Johann Wolfgang Goethe) 01:46

Über allen Gipfeln
ist Ruh,
in allen Wipfeln
spürest du
kaum einen Hauch;
die Vögelein schweigen im Walde,
warte nur, balde
ruhest du auch!

5 Wanderers Nachtlied II Op. 9 Heft 1 No. 4 – Der du von dem Himmel bist (Johann Wolfgang Goethe) 02:13

Der du von [dem Himmel] bist,
[Alles Leid] und Schmerzen [stillest,]
Den, der doppelt elend ist,
Doppelt mit [Erquickung füllest,]
Ach! ich bin des Treibens müde!
[Was soll all der Schmerz und Lust?]
Süßer Friede,
Komm, ach komm in meine Brust!

6 Der Zauberlehrling Op. 20 No. 2 (Johann Wolfgang Goethe) 03:44

Hat der alte Hexenmeister
Sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
Auch nach [meinem] Willen leben.
Seine Wort' und Werke
[Merkt'] ich, und den Brauch,
Und mit Geistesstärke
Thu' ich Wunder auch.

Walle! walle
Manche Strecke,
Daß, zum Zwecke,
Wasser fließe,
Und mit reichem [vollem] Schwalle
Zu dem Bade sich ergieße.

Und nun komm, du alter Besen!
Nimm die schlechten Lumpenhüllen;
Bist schon lange Knecht gewesen;
[Nun] erfülle meinen Willen!
Auf zwei Beinen stehe,
Oben sei ein Kopf,
Eile nun und gehe
Mit dem Wassertopf!

Walle! walle
Manche Strecke,
Daß, zum Zwecke,
Wasser fließe,
Und mit reichem [vollem] Schwalle
Zu dem Bade sich ergieße.

Seht, er läuft zum Ufer nieder!
Wahrlich! ist schon an dem Flusse,
Und mit Blitzesschnelle wieder
Ist er hier mit raschem Gusse.
Schon zum zweitenmale!
Wie das Becken schwillt!
Wie sich jede Schale
Voll mit Wasser füllt!

Stehe! stehe!
Denn wir haben
Deiner Gaben
Vollgemessen! --
Ach! ich merk' es! Wehe! wehe!
Hab' ich doch das Wort vergessen!

Ach das Wort, worauf am Ende
Er das wird, was er gewesen.
Ach, er läuft und bringt behende!
Wärst du doch der alte Besen!
Immer neue Güsse
Bringt er schnell herein.
Ach! und hundert Flüsse
Stürzen auf mich ein.

Nein, nicht länger
Kann ich's lassen,
Will ihn fassen.
Das ist Tücke!
Ach! nun wird mir immer bänger!
Welche Miene! welche Blicke!

O, du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh' ich über jede Schwelle
Doch schon Wasserströme laufen,
Ein verruchter Besen
Der nicht hören will.
Stock, der du gewesen,
Steh doch [wieder] still!

Willst's am Ende
Gar nicht lassen?
Will dich fassen,
Will dich halten,
Und das alte Holz behende
Mit dem scharfen Beile spalten.

[Seht, da kommt er schleppend wieder!]
Wie ich mich nun auf dich werfe,
Gleich, o Kobold, liegst du nieder;
Krachend trifft die glatte Schärfe.
Wahrlich! brav getroffen!
Seht, er ist entzwei!
Und nun kann ich hoffen,
Und ich athme frei!

Wehe! Wehe!
Beide Theile
Stehn in Eile
Schon als Knechte
Völlig fertig in die Höhe!
Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!

Und sie laufen! Naß und nässer
Wird's im Saal und auf den Stufen.
Welch entsetzliches Gewässer!
Herr und Meister! hör mich rufen! --
Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Noth ist groß!
Die ich rief, [die] Geister,
Werd' ich nun nicht los.

"In die Ecke,
Besen, Besen!
Seid's gewesen.
Denn als Geister
Ruft euch nur, zu seinem Zwecke,
Erst hervor der alte Meister."

7 Tom der Reimer Op. 135 (Theodor Fontane) 05:48

Der Reimer Thomas lag am Bach,
Am Kieselbach bei Huntly Schloß.
Da sah er eine blonde Frau,
Die saß auf einem weißen Roß.

Sie saß auf einem weißen Roß,
Die Mähne war geflochten fein,
Und hell an jeder Flechte hing
Ein silberblankes Glöckelein.

Und Tom der Reimer zog den Hut
Und fiel auf's Knie, er grüßt und spricht:
,,Du bist die Himmelskönigin!
Du bist von dieser Erde nicht!``

Die blonde Frau hät an ihr Roß:
,,Ich will dir sagen, wer ich bin;
Ich bin die Himmelsjungfrau nicht,
Ich bin die Elfenkönigin!

,,Nimm deine Harf und spiel und sing
Und laß dein bestes Lied erschalln!
Doch wenn du meine Lippe küßt,
Bist du mir sieben Jahr verfalln!``

,,Wohl! sieben Jahr, o Königin,
Zu dienen dir, es schreckt mich kaum!``
Er küßte sie, sie küßte ihn,
Ein Vogel sang im Eschenbaum.

,,Nun bist du mein, nun zieh mit mir,
Nun bist du mein auf sieben Jahr.``
Sie ritten durch den grünen Wald,
Wie glücklich da der Reimer war!

Sie ritten durch den grünen Wald
Bei Vogelsang und Sonnenschein,
Und wenn sie leicht am Zügel zog,
So klangen hell die Glöckelein

8 Die Uhr Op. 123 No. 3 (Johann Gabriel Seidl) 04:18

Ich trage, wo ich gehe, stets eine Uhr bei mir;
Wieviel es geschlagen habe, genau seh ich an ihr.
Es ist ein großer Meister, der künstlich ihr Werk gefügt,
Wenngleich ihr Gang nicht immer dem törichten Wunsche genügt.

Ich wollte, sie wäre rascher gegangen an manchem Tag;
Ich wollte, sie hätte manchmal verzögert den raschen Schlag.
In meinen Leiden und Freuden, in Sturm und in der Ruh,
Was immer geschah im Leben, sie pochte den Takt dazu.

Sie schlug am Sarge des Vaters, sie schlug an des Freundes Bahr,
Sie schlug am Morgen der Liebe, sie schlug am Traualtar.
Sie schlug an der Wiege des Kindes, sie schlägt, will's Gott, noch oft,
Wenn bessere Tage kommen, wie meine Seele es hofft.

Und ward sie auch einmal träger, und drohte zu stocken ihr Lauf,
So zog der Meister immer großmütig sie wieder auf.
Doch stände sie einmal stille, dann wär's um sie geschehn,
Kein andrer, als der sie fügte, bringt die Zerstörte zum Gehn.

Dann müßt ich zum Meister wandern, der wohnt am Ende wohl weit,
Wohl draußen, jenseits der Erde, wohl dort in der Ewigkeit!
Dann gäb ich sie ihm zurücke mit dankbar kindlichem Flehn:
Sieh, Herr, ich hab nichts verdorben, sie blieb von selber stehn..

9 Odins Meeresritt Op. 118 (Aloys Wilhelm Schreiber) 04:32

Meister Oluf, der Schmied auf Helgoland,
Verläßt den Amboß um Mitternacht.
Es heulet der Wind am Meeresstrand,
Da pocht es an seiner Türe mit Macht:

"Heraus, heraus, beschlag' mir mein Roß,
Ich muß noch weit, und der der Tag ist nah!"
Meister Oluf öffnet der Türe Schloß,
Und ein stattlicher Reiter steht vor ihm da.

Schwarz ist sein Panzer, sein Helm und Schild;
An der Hüfte hängt ihm ein breites Schwert.
Sein Rappe schüttelt die Mähne gar wild
Und stampft mit Ungeduld die Erd'!

"Woher so spät? Wohin so schnell?"
"In Norderney kehrt' ich gestern ein.
Mein Pferd ist rasch, die Nacht is hell,
Vor der Sonne muß ich in Norwegen sein!"

"Hättet Ihr Flügel, so glaubt' ich's gern!"
"Mein Rappe, der läuft wohl mit dem Wind.
Doch bleichet schon da und dort ein Stern,
Drum her mit dem Eisen und mach' geschwind!"

Meister Oluf nimmt das Eisen zur Hand,
Es ist zu klein, da dehnt es sich aus.
Und wie es wächst um des Hufes Rand,
Da ergreifen den Meister Bang' und Graus.

Der Reiter sitzt auf, es klirrt sein Schwert:
"Nun, Meister Oluf, gute Nacht!
Wohl hast du beschlagen Odin's Pferd';
Ich eile hinüber zur blutigen Schlacht."

Der Rappe schießt fort über Land und Meer,
Um Odin's Haupt erglänzet ein Licht.
Zwölf Adler fliegen hinter ihm her;
Sie fliegen schnell, und erreichen ihn nicht.

10 Erlkönig Op. 1 No. 3 (Johann Wolfgang Goethe) 03:30

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er [hat] den Knaben wohl in dem Arm,
Er [faßt] ihn sicher, er hält ihn warm.

«Mein Sohn, was birgst du so [bang] dein Gesicht?» -
«Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron' und Schweif?»
«Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.»

"Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel ich mit dir;
[Manch bunte Blumen sind an dem Strand],
[Meine] Mutter hat manch [gülden] Gewand."

«Mein Vater, mein Vater, und [hörest] du nicht,
Was Erlenkönig mir [leise] verspricht?»
«Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind:
In dürren Blättern säuselt der Wind.»

"Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und [wiegen und tanzen und singen] dich ein."

«Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am [düstern Ort]?»
«Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau.»

"[Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt];
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt."
«Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
Erlkönig hat mir ein [Leids] getan!»

Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,
Er hält [in Armen] das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit [Müh'] und Not:
In seinen Armen das Kind war tot.

11 Herr Oluf Op. 2 No. 2 (Johann Gottfried Herder) 05:55

Herr [Oluf] reitet spät und weit,
Zu bieten auf seine Hochzeitleut'.
Du tanzen die Elfen auf grünem Strand,
Erlkönigs Tochter reicht ihm die Hand:
"Willkommen, Herr Oluf, komm tanzen mit mir,
Zwei göldene Sporen schenke ich dir."

"Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,
Denn morgen ist mein Hochzeittag."
"Tritt näher, Herr Oluf, komm tanzen mit mir,
Ein Hemd von Seiden schenke ich dir,
Ein Hemd von Seiden so weiß und fein,
Meine Mutter bleicht's mit Mondenschein!"

"Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,
Denn morgen ist mein Hochzeittag."
"Tritt näher, Herr Oluf, komm tanzen mit mir,
Einen Haufen Goldes schenke ich dir."
"Einen Haufen Goldes nähme ich wohl,
Doch tanzen ich nicht darf noch soll."

"Und willst du, Herr Oluf, nicht tanzen mit mir,
Soll Seuch' und Krankheit folgen dir!"
Sie tät ihm geben einen Schlag aufs Herz,
Sein Lebtag fühlt' er nicht solchen Schmerz.
Drauf tät sie ihn heben auf sein Pferd:
"Reit' heim zu deinem Fräulein wert!"

Und als er kam vor Hauses Tür,
Seine Mutter zitternd stand dafür:
"Sag an, mein Sohn, und sag mir gleich,
Wovon du bist so blaß und bleich?"
"Und sollt ich nicht sein blaß und bleich?
Ich kam in Erlenkönigs Reich."

"Sag an, mein Sohn, so lieb und traut,
Was soll ich sagen deiner Braut?"
"Sagt ihr, ich ritt in den Wald zur Stund,
Zu proben allda mein Roß und Hund."
Früh Morgens als der Tag kaum war,
Da kam die Braut mit der Hochzeitschar.

Sie schenkten Met, sie schenkten Wein:
"Wo ist Herr Oluf, der Bräutigam mein?"
"Herr Oluf ritt in den Wald zur Stund,
Zu proben allda sein Roß und Hund."
Die Braut hob auf den Scharlach rot,
Da lag Herr Oluf und war tot.

12 Geisterleben Op. 9 Heft 1 No. 4 (Ludwig Uhland) 04:17

Von dir getrennet, liege ich [wie] begraben,
Mich grüßt kein Säuseln linder Frühlingslüfte;
Kein Lerchensang, kein Balsam süßer Düfte,
Kein Strahl der Morgensonne kann mich laben.

[Wann] sich die Lebenden dem Schlummer [gaben],
[Wann] Tote steigen aus dem Schoß der Grüfte,
Dann schweb' ich träumend über Höh'n und Klüfte,
Die mich so fern von dir [gedränget] haben.

Durch den verbotnen Garten darf ich gehen,
Durch Türen wandl' ich, die mir sonst verriegelt,
Bis zu der Schönheit stillem Heiligtume.

Erschreckt dich Geisterhauch, du zarte Blume?
Es ist der Liebe Wehn, das dich umflügelt!
Leb wohl! ich muß ins Grab, die Hähne krähen.

13 Archibald Douglas Op. 128 (Ludwig Uhland) 11:59

"Ich hab' es getragen sieben Jahr,
Und ich kann es nicht tragen mehr,
Wo immer die Welt am schönsten war,
Da war sie öd' und leer.

Ich will hintreten vor sein Gesicht
In dieser Knechtsgestalt,
Er kann meine Bitte versagen nicht,
Ich bin ja [worden] alt.

Und trüg' er noch den alten Groll
Frisch wie am ersten Tag,
So komme was da kommen soll,
Und komme was da mag!"

Graf Douglas spricht's; am Weg ein Stein
Lud ihn zu harter Ruh'.
Er sah in Wald und Feld hinein,
Die Augen fielen ihm zu.

Er trug einen Harnisch rostig und schwer,
Darüber ein Pilgerkleid.
Da horch vom Waldrand scholl es her,
Wie von Hörnern und Jagdgeleit,

Und Kies und Staub aufwirbelte dicht,
Her jagte [Meut'] und Mann,
Und ehe der Graf sich aufgericht't,
Waren Roß und Reiter heran.

König Jakob saß auf hohem Roß,
Graf Douglas grüßte tief,
Dem König das Blut in die Wangen schoß,
Der Douglas aber rief:

"König Jakob, schaue mich gnädig an
Und höre mich in Geduld,
Was meine Brüder dir angetan,
Es war nicht meine Schuld.

Denk' nicht an den alten Douglasneid,
Der trotzig dich bekriegt,
Denk' lieber an deine Kinderzeit,
Wo ich dich auf Knieen gewiegt,

Denk' lieber zurück an Stirlings Schloß,
Wo ich Spielzeug dir geschnitzt,
Dich gehoben auf deines Vaters Roß
Und Pfeile dir zugespitzt.

Denk' lieber zurück an Linlithgow,
An den See und den Vogelherd,
Wo ich dich fischen und jagen froh
Und schwimmen und springen gelehrt.

Und denk' an alles, was einstens war,
Und sänftige deinen Sinn,
Ich hab' es [gebüßet] sieben Jahr,
Daß ich ein Douglas bin!"

"Ich seh' dich nicht, Graf Archibald,
Ich hör' deine Stimme nicht,
Mir ist, als ob ein Rauschen im Wald
Von alten Zeiten spricht.

Mir klingt das Rauschen süß und traut,
Ich lausch' ihm immer noch,
Dazwischen aber klingt es laut:
Er ist ein Douglas doch!

Ich seh' dich nicht, ich [höre] dich nicht,
Das ist alles was ich kann,
Ein Douglas vor meinem Angesicht
Wär' ein verlorner Mann!"

König Jakob gab seinem Roß den Sporn,
Bergan [ging jetzt] sein Ritt.
Graf Douglas faßte den Zügel vorn
Und hielt mit dem Könige Schritt.

Der Weg war steil, und die Sonne stach,
Sein Panzerhemd war schwer,
Doch ob er schier zusammenbrach,
Er lief doch nebenher.

"König Jakob, ich war dein Seneschall,
Ich will es nicht fürder sein,
Ich will nur tränken dein Roß im Stall,
Und ihm schütten die Körner ein,

Und will ihm selber machen die Streu
Und es tränken mit eigner Hand,
Nur laß mich atmen wieder aufs neu'
Die Luft im Vaterland.

Und willst du nicht, so hab' einen Mut,
Und ich will es danken dir,
Und zieh' dein Schwert, und triff mich gut,
Und laß mich sterben hier!"

König Jakob sprang herab vom Pferd,
Hell leuchtete sein Gesicht,
Aus der Scheide zog er sein bretes Schwert,
Aber fallen ließ er nicht:

"Nimm's hin, nimm's hin und trag' es aufs neu'
Und bewache mir meine Ruh';
Der ist in tiefster Seele treu,
Wer die Heimat so liebt wie du!

Zu Roß, wir reiten nach Linlithgow,
Und du reitest an meiner Seit';
Da wollen wir fischen und jagen froh,
Als wie in alter Zeit."


Total Time 64:55
ROMAN TREKEL, Bariton 
DANIEL HEIDE, piano

Recording: VII 2013, OPS Berlin / Germany
Recording producer: Anja Trekel for RTR-MediaProduction
Editing & mastering: RTR-MediaProduction

© 2013 rtr mediaproduction Berlin / exclusively licensed to Avi-Service for music, Cologne / Germany (p) Avi-Service for music, Cologne / Germany
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