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LYRICS

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FRANZ-JOSEF SELIG, GEROLD HUBER "SCHUBERT · STRAUSS · WOLF · Prometheus, Lieder"

For all LYRICS IN ENGLISH please see www.recmusic.org


PROMETHEUS Lieder · Songs for bass and piano

FRANZ SCHUBERT (1797-1828)

1 Auf der Donau D 553 (Johann Mayrhofer) 02:52

Auf der Wellen Spiegel schwimmt der Kahn,
Alte Burgen ragen himmelan, Tannenwälder rauschen geistergleich,
Und das Herz im Busen wird uns weich.

Denn der Menschen Werk sinken all',
Wo ist Turm, wo Pforte, wo der Wall,
Wo sie selbst, die Starken, erzgeschirmt,
Die in Krieg und Jagden hingestürmt?

Trauriges Gestrüppe wuchert fort,
Während frommer Sage Kraft verdorrt:
Und im kleinen Kahne wird uns bang,
Wellen drohn wie Zeiten Untergang.


2 Der Tod und das Mädchen D 531(Johann Mayrhofer) 02:31

Das Mädchen:
Vorüber! ach, vorüber!
Geh, wilder Knochenmann!
Ich bin noch jung, geh Lieber!
Und rühre mich nicht an.

Der Tod:
Gib deine Hand, du schön und zart Gebild!
Bin Freund, und komme nicht zu strafen.
Sei gutes Muts! Ich bin nicht wild,
Sollst sanft in meinen Armen schlafen!



3 An den Tod D 518 (Johann Mayrhofer) 02:35

Tod, du Schrecken der Natur,
Immer rieselt deine Uhr;
Die geschwung'ne Sense blinkt,
Gras und Halm und Blume sinkt.
Mähe nicht ohn' Unterschied,
Dieses Blümchen, das erst blüht,
Dieses Röschen, erst halbrot;
Sei barmherzig, lieber Tod!

Tod, wann kommst du, meine Lust?
Ziehst den Dolch aus meiner Brust?
Streifst die Fesseln von der Hand?
Ach, wann deckst du mich mit Sand?
Komm, o Tod, wenn's dir gefällt,
Hol' Gefang'ne aus der Welt:
Komm, vollende meine Not;
Sei barmherzig, lieber Tod!


4 Grenzen der Menschheit D 674 (Johann Mayrhofer) 07:27

Wenn der uralte
Heilige Vater
Mit gelassener Hand
Aus rollenden Wolken
Segnende Blitze
Über die Erde sät,
Küß' ich den letzten
Saum seines Kleides,
Kindliche Schauer
Tief in der Brust.

Denn mit Göttern
Soll sich nicht messen
Irgendein Mensch.
Hebt er sich aufwärts
Und berührt
Mit dem Scheitel die Sterne,
Nirgends haften dann
Die unsichern Sohlen,
Und mit ihm spielen
Wolken und Winde.

Steht er mit festen
Markigen Knochen
Auf der wohlgegründeten
Dauernden Erde,
Reicht er nicht auf,
Nur mit der Eiche
Oder der Rebe
Sich zu vergleichen.

Was unterscheidet
Götter von Menschen?
Daß viele Wellen
Vor jenen wandeln,
Ein ewiger Strom:
Uns hebt die Welle,
Verschlingt die Welle,
Und wir versinken.

Ein kleiner Ring
Begrenzt unser Leben,
Und viele Geschlechter
Reihen sich dauernd
An ihres Daseins
Unendliche Kette.


5 Prometheus D 716 (Johann Wolfgang Goethe) 05:43

Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst
Und übe, dem Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöh'n;
Mußt mir meine Erde
Doch lassen stehn
Und meine Hütte, die du nicht gebaut,
Und meines Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.

Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn', als euch, Götter!
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Toren.

Da ich ein Kind war
Nicht wußte, wo aus noch ein,
Kehrt' ich mein verirrtes Auge
Zur Sonne, als wenn drüber wär'
Ein Ohr, zu hören meine Klage,
Ein Herz wie meins,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.

Wer half mir
Wider der Titanen Übermut?
Wer rettete vom Tode mich,
Von Sklaverei?
Hast du nicht alles selbst vollendet
Heilig glühend Herz?
Und glühtest jung und gut,
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden da droben?

Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herrn und deine?

Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehen,
Weil nicht alle
Blütenträume reiften?

Hier sitz' ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde.
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, zu weinen,
Zu genießen und zu freuen sich
Und dein nicht zu achten,
Wie ich!


HUGO WOLF (1860-1903)
Drei Lieder nach Gedichten von Michelangelo Buonarotti

6 Wohl denk’ ich oft (Walter Heinrich Robert-Tornow) 02:06

Wohl denk ich oft an mein vergangnes Leben,
Wie es vor meiner Liebe für dich war;
Kein Mensch hat damals Acht auf mich gegeben,
Ein jeder Tag verloren für mich war;
Ich dachte wohl, ganz dem Gesang zu leben,
Auch mich zu flüchten aus der Menschen Schar.
Genannt in Lob und Tadel bin ich heute,
Und, daß ich da bin, wissen alle Leute!

7 Alles endet, was entstehet (Walter Heinrich Robert-Tornow) 04:29

Alles endet, was entstehet.
Alles, alles rings vergehet,
Denn die Zeit flieht, und die Sonne
Sieht, daß alles rings vergehet,
Denken, Reden, Schmerz, und Wonne;
Und die wir zu Enkeln hatten
Schwanden wie bei Tag die Schatten,
Wie ein Dunst im Windeshauch.
Menschen waren wir ja auch,
Froh und traurig, so wie ihr,
Und nun sind wir leblos hier,
Sind nur Erde, wie ihr sehet.
Alles ended, was entstehet.
Alles, alles rings vergehet.

8 Fühlt meine Seele (Walter Heinrich Robert-Tornow) 04:02

Fühlt meine Seele das ersehnte Licht
Von Gott, der sie erschuf? Ist es der Strahl
Von andrer Schönheit aus dem Jammertal,
Der in mein Herz Erinnrung weckend bricht?

Ist es ein Klang, ein Traumgesicht,
Das Aug und Herz mir füllt mit einem Mal
In unbegreiflich glüh'nder Qual,
Die mich zu Tränen bringt? Ich weiß es nicht.

Was ich ersehne, fühle, was mich lenkt,
Ist nicht in mir: sag mir, wie ich's erwerbe?
Mir zeigt es wohl nur eines Andren Huld;

Darein bin ich, seit ich dich sah, versenkt.
Mich treibt ein Ja und Nein, ein Süß und Herbe -
Daran sind, [Herrin]1, deine Augen Schuld.


FRANZ SCHUBERT

9 Der Sieg D 805 (Johann Mayrhofer) 03:13

O unbewölktes Leben!
So rein und tief und klar.
Uralte Träume schweben
Auf Blumen wunderbar.

Der Geist zerbrach die Schranken,
Des Körpers träges Blei;
Er waltet groß und frei.

Es laben die Gedanken
An Edens Früchten sich;
Der alte Fluch entwich.

Was ich auch je gelitten,
Die Palme ist erstritten,
Gestillet mein Verlangen.

Die Musen selber sangen
Die [Serpent]1 in Todesschlaf,
Und meine Hand, sie traf.

O unbewölktes Leben!
So rein und tief und klar.
Uralte Träume schweben
Auf Blumen wunderbar.



10 Das Abendroth D 627 (Alois Wilhelm Schreiber) 04:26

Du heilig, glühend Abendroth!
Der Himmel will in Glanz zerrinnen,
So scheiden [Märtyrer] von hinnen
Holdlächelnd in dem Liebestod.

Des Aufgangs Berge still und grau,
Am Grab des Tags die hellen Gluten,
Der Schwan auf purpurrothen Fluten,
Und jeder Halm im Silberthau!

O Sonne, Gottesstrahl, du bist
Nie herrlicher, als im [Entfliehen],
Du willst uns gern [hinüber ziehen],
Wo deines Glanzes Urquell ist.


11 Heliopolis II D 754 (Johann Mayrhofer) 04:14

Fels auf Felsen hingewälzet,
Fester Grund und treuer Halt;
Wasserfälle, Windesschauer,
Unbegriffene Gewalt.

Einsam auf Gebirges Zinne,
Kloster wie auch Burgruine,
Grab' sie der Erinn'rung ein!
Denn der Dichter lebt vom Sein.

Atme du den heil'gen Äther
Schling die Arme um die Welt,
Nur dem Würdigen, dem Großen
Bleibe mutig zugesellt.

Laß die Leidenschaften sausen
Im metallenen Akkord,
Wenn die starken Stürme brausen,
Findest du das rechte Wort.


12 Gruppe aus dem Tartarus D 583 (Friedrich Schiller) 03:18

Horch - wie Murmeln des empörten Meeres,
Wie durch hohler Felsen Becken weint ein Bach,
Stöhnt dort dumpfigtief ein schweres, leeres
Qualerpreßtes Ach!

Schmerz verzerret
Ihr Gesicht, Verzweiflung sperret
Ihren Rachen fluchend auf.
Hohl sind ihre Augen, ihre Blicke
Spähen bang nach des Cocytus Brücke,
Folgen tränend seinem Trauerlauf.

Fragen sich einander ängstlich leise,
Ob noch nicht Vollendung sei!
Ewigkeit schwingt über ihnen Kreise,
Bricht die Sense des Saturns entzwei.


13 Der Wanderer D 489 (Georg Philipp Schmidt) 05:15

Ich komme vom Gebirge her,
Es dampft das Tal, es braust das Meer,
Ich wandle still, bin wenig froh,
Und immer fragt der Seufzer, wo?

Die Sonne dünkt mich hier so kalt,
Die Blüte welk, das Leben alt,
Und was sie reden, leerer Schall,
Ich bin ein Fremdling überall.

Wo bist du, mein geliebtes Land,
Gesucht, geahnt, und nie gekannt?
Das Land, das Land so hoffnungsgrün,
Das Land, wo meine Rosen blühn;

Wo meine Freunde wandelnd gehen,
Wo meine Toten auferstehen,
Das Land, das meine Sprache spricht,
Das teure Land -- hier ist es nicht. --

Ich wandle still, bin wenig froh,
Und immer fragt der Seufzer, wo?
Im Geisterhauch tönt's mir zurück,
"Dort, wo du nicht bist, ist das Glück."



RICHARD STRAUSS (1864-1949)

14 Das Tal op. 51, 1 (Ludwig Uhland) 07:51

Wie willst du dich mir offenbaren,
Wie ungewohnt, geliebtes Tal?
Nur in den frühsten Jugendjahren
Erschienst du so mir manches Mal.

Die Sonne schon hinabgegangen,
Doch aus den Bächen klarer Schein;
Kein Lüftchen spielt mir um die Wangen,
Doch sanftes Rauschen in dem Hain.

Es duftet wieder alte Liebe,
Es grünet wieder alte Lust;
Ja, selbst die alten Liedertriebe
Beleben diese kalte Brust.

Natur, wohl braucht es solcher Stunden,
So innig, so liebevoll,
Wenn dieses arme Herz gesunden,
Das welkende genesen soll.

Bedrängt mich einst die Welt noch bänger,
So such' ich wieder dich mein Tal,
Empfange dann den kranken Sänger
Mit solcher Milde noch einmal.

Und sink' ich dann ermattet nieder,
So öffne leise deinen Grund
Und nimm mich auf und schließ' ihn wieder
Und grüne fröhlich und gesund.


15 Der Einsame op. 51, 2 (Heinrich Heine) 03:26

Wo ich bin, mich rings umdunkelt
Finsterniß so dumpf und dicht,
Seit mir nicht mehr leuchtend funkelt,
Liebste, Deiner Augen Licht.

Mir erloschen ist der süßen
Liebessterne goldne Pracht.
Abgrund gähnt zu meinen Füßen.
Nimm mich auf, uralte Nacht.


16 Im Spätboot op. 56, 3 (Conrad Ferdinand Meyer) 04:07

Aus der Schiffsbank mach ich meinen Pfühl.
Endlich wird die heisse Stirne kühl!
O wie süss erkaltet mir das Herz!
O wie weich verstummen Lust und Schmerz!
Über mir des Rohres schwarzer Rauch
Wiegt und biegt sich in des Windes Hauch.
Hüben hier und wieder drüben dort
Hält das Boot an manchem flachen Port:
Bei der Schiffslaterne kargem Schein
Steigt ein Schatten aus und niemand ein.
Nur der Steurer noch, der wacht und steht!
Nur der Wind, der mir im Haare weht,
Schmerz und Lust erleiden sanften Tod.
Einen Schlummrer trägt das dunkle Boot.

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