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CARL LOEWE (1796-1869)
LIEDER & BALLADEN
1 Edward Op. 1 No. 1 (Johann Gottfried Herder)
05:47
Dein Schwert, wie ist's von Blut so
rot? Edward, Edward! Dein Schwert, wie ist's
von Blut so rot? Und gehst so traurig da? O!
Ich hab geschlagen meinen Geier tot, Mutter,
Mutter! Ich hab geschlagen meinen Geier tot,
Und das, das geht mir nah. O!
Deines Geiers
Blut ist nicht so rot, Edward, Edward! Deines
Geiers Blut ist nicht so rot, Mein Sohn, bekenn
mir frei. O!
Ich hab geschlagen mein Rotroß
tot, Mutter, Mutter! Ich hab geschlagen mein
Rotroß tot, Und's war so stolz und treu. O!
Dein Roß war alt und hast's nicht not,
Edward, Edward! Dein Roß war alt und hast's nicht
not, Dich drückt ein andrer Schmerz. O!
Ich hab geschlagen meinen Vater tot! Mutter,
Mutter! Ich hab geschlagen meinen Vater tot,
Und das, das quält mein Herz! O!
Und was
wirst du nun an dir tun, Edward, Edward? Und
was wirst du nun an dir tun, Mein Sohn, [bekenn'
mir mehr]! O!
Auf Erden soll mein Fuß nicht
ruhn! Mutter, Mutter! Auf Erden soll mein Fuß
nicht ruhn! Will wandern übers Meer! O!
Und was soll werden dein Hof und Hall, Edward,
Edward? Und was soll werden dein Hof und Hall,
So herrlich sonst, so schön? O!
Ach immer
steh's und sink und fall! Mutter, Mutter! Ach
immer steh's und sink und fall, [Mag nie es
wiedersehn]! O!
Und was soll werden dein Weib
und Kind, Edward, Edward? Und was soll werden
dein Weib und Kind, Wann du gehst übers Meer? O!
Die Welt ist groß, laß sie betteln drin,
Mutter, Mutter! Die Welt ist groß, laß sie
betteln drin, Ich seh sie nimmermehr! O!
[Und was soll deine Mutter tun], Edward, Edward?
Und was soll deine Mutter tun, Mein Sohn, das
sage mir? O!
[Der Fluch der Hölle soll auf
euch ruhn], Mutter, Mutter! Der Fluch der
Hölle soll auf euch ruhn, Denn ihr, ihr rietet's
mir! O!
2 Der Todtentanz Op. 44 No. 3 (Johann Wolfgang
Goethe) 03:59
Der Türmer, der schaut zu
Mitten der Nacht Hinab auf die Gräber in Lage;
Der Mond, der hat alles ins Helle gebracht, Der
Kirchhof, er liegt wie am Tage. Da regt sich ein
Grab und ein anderes dann: Sie kommen hervor, ein
Weib da, ein Mann In weißen und schleppenden
Hemden.
Das reckt nun, es will sich ergötzen
sogleich, Die Knöchel zur Runde, zum Kranze,
So arm und so jung und so alt und so reich; Doch
hindern die Schleppen am Tanze: Und weil hier die
Scham nun nicht weiter gebeut, So schütteln sich
alle, da liegen zerstreut Die Hemdelein über den
Hügeln.
Nun hebt sich der Schenkel, nun
wackelt das Bein, Gebärden da gibt es vertrackte;
dann klippert's und klappert's mitunter hinein,
als schlüg' man die Hölzlein zum Takte. Das kommt
nun dem Türmer so lächerlich vor; da raunt ihm
der Schalk, der Versucher, ins Ohr: Geh! hole dir
einen der Laken!
Getan, wie gedacht! und er
flüchtet sich schnell nun hinter geheiligte
Türen. Der Mond und noch immer er scheinet so
hell zum Tanz, den sie schauderlich führen.
Doch endlich verlieret sich dieser und der,
schleicht eins nach dem andern gekleidet einher,
und husch! ist es unter dem Rasen.
Nur Einer,
der trippelt und stolpert zuletzt und tappet und
grapst nach den Grüften; doch hat kein Geselle so
schwer ihn verletzt; er wittert das Tuch in den
Lüften. Er rüttelt die Turmtür, sie schlägt ihn
zurück, geziert und gesegnet, dem Türmer zum
Glück, sie blinkt von metallenen Kreuzen.
Das Hemd muß er haben, da rastet er nicht, da
gilt auch kein langes Besinnen, den gotischen
Zierrat ergreift nun der Wicht und klettert von
Zinne zu Zinnen. Nun ist's um den Armen, den
Türmer, getan, es ruckt sich von Schnörkel zu
Schnörkel hinan, langbeinigen Spinnen
vergleichbar.
Der Türmer erbleicht, der
Türmer erbebt, Gern gäb' er ihn wieder, den
Laken. Da häckelt jetzt hat er am längsten gelebt
Den Zipfel ein eiserner Zacken. Schon trübet der
Mond sich verschwindenden Scheins, Die Glocke,
sie donnert ein mächtiges Eins, Und unten
zerschellt das Gerippe.
3 Urgroßvaters Gesellschaft Op.
56 No. 3 (Johann Nepomuk Vogl) 06:19
Sie
waren alle zum Tanzplatz hinaus, Der Urgroßvater
nur sitzet zu Haus, Der sitzt so betrübt im
Winkel allein: "Wer wird nun mir Armen Gefährte
sein?"
"Jetzt drehn sie sich draußen mit
heißen Gesicht, Doch des Greises zu Hause
gedenken sie nicht." "Die Eltern, die lochen und
scherzen viel Beim blinkenden Becher, bei Sang
und Spiel."
"Die Kleinen mit ihrem blonden
Haar, Die meinen, sie seien im Himmel gar. Nur
ich, ich sitze vergessen allein, Dem Alten mag
Niemand Gefährte sein!"
Da schallt's an sein
Ohr im lauten Gewirr: "Was klagest du, Alter, wer
sind denn wir?" Und wie flüchtige Geister umtanzt
ihn ein Reih'n, Der schlinget in rosige Bande ihn
ein,
Und schmieget an ihn sich so tröstend
und warm Und schlinget um den Greis den
ätherischen Arm. Da neigt sich zu ihm wohl manch
holdes Gesicht, Mit blühenden Wangen und Augen so
licht.
Das herzt ihn so milde, das kost ihn
so lind, So sitzt unter Engeln das träumende
Kind. Und als nun die Jungen vom Kirchmesstanz
Heim Kommen gar matt mit verwelktem Kranz,
Wie ist da der Greis so vergnügt und froh, Sie
sahen den Lieben schon lange nicht so. Die Stirn,
die gefurchet das Alter ihn hat, Wie ist die nur
jetzt so verkläret und glatt.
Und fragt ihr,
was so ihm erhellet den Sinn? Das waren die
Stunden, die längst schon dahin, Das waren die
seligen Stunden der Lust, Die wieder umspielt die
erstorbene Brust.
4 Wanderers
Nachtlied I Op. 9 Heft 1, No. 3 – Über allen Gipfeln
ist Ruh’ (Johann Wolfgang Goethe) 01:46
Über allen Gipfeln ist Ruh, in allen
Wipfeln spürest du kaum einen Hauch; die
Vögelein schweigen im Walde, warte nur, balde
ruhest du auch!
5
Wanderers Nachtlied II Op. 9 Heft 1 No. 4 – Der du
von dem Himmel bist (Johann Wolfgang Goethe) 02:13
Der du von [dem Himmel] bist, [Alles Leid]
und Schmerzen [stillest,] Den, der doppelt elend
ist, Doppelt mit [Erquickung füllest,] Ach!
ich bin des Treibens müde! [Was soll all der
Schmerz und Lust?] Süßer Friede, Komm, ach
komm in meine Brust!
6 Der Zauberlehrling Op. 20 No. 2 (Johann Wolfgang
Goethe) 03:44
Hat der alte Hexenmeister
Sich doch einmal wegbegeben! Und nun sollen seine
Geister Auch nach [meinem] Willen leben. Seine
Wort' und Werke [Merkt'] ich, und den Brauch,
Und mit Geistesstärke Thu' ich Wunder auch.
Walle! walle Manche Strecke, Daß, zum
Zwecke, Wasser fließe, Und mit reichem
[vollem] Schwalle Zu dem Bade sich ergieße.
Und nun komm, du alter Besen! Nimm die
schlechten Lumpenhüllen; Bist schon lange Knecht
gewesen; [Nun] erfülle meinen Willen! Auf zwei
Beinen stehe, Oben sei ein Kopf, Eile nun und
gehe Mit dem Wassertopf!
Walle! walle
Manche Strecke, Daß, zum Zwecke, Wasser
fließe, Und mit reichem [vollem] Schwalle Zu
dem Bade sich ergieße.
Seht, er läuft zum
Ufer nieder! Wahrlich! ist schon an dem Flusse,
Und mit Blitzesschnelle wieder Ist er hier mit
raschem Gusse. Schon zum zweitenmale! Wie das
Becken schwillt! Wie sich jede Schale Voll mit
Wasser füllt!
Stehe! stehe! Denn wir haben
Deiner Gaben Vollgemessen! -- Ach! ich merk'
es! Wehe! wehe! Hab' ich doch das Wort vergessen!
Ach das Wort, worauf am Ende Er das wird, was
er gewesen. Ach, er läuft und bringt behende!
Wärst du doch der alte Besen! Immer neue Güsse
Bringt er schnell herein. Ach! und hundert Flüsse
Stürzen auf mich ein.
Nein, nicht länger
Kann ich's lassen, Will ihn fassen. Das ist
Tücke! Ach! nun wird mir immer bänger! Welche
Miene! welche Blicke!
O, du Ausgeburt der
Hölle! Soll das ganze Haus ersaufen? Seh' ich
über jede Schwelle Doch schon Wasserströme
laufen, Ein verruchter Besen Der nicht hören
will. Stock, der du gewesen, Steh doch
[wieder] still!
Willst's am Ende Gar nicht
lassen? Will dich fassen, Will dich halten,
Und das alte Holz behende Mit dem scharfen Beile
spalten.
[Seht, da kommt er schleppend
wieder!] Wie ich mich nun auf dich werfe,
Gleich, o Kobold, liegst du nieder; Krachend
trifft die glatte Schärfe. Wahrlich! brav
getroffen! Seht, er ist entzwei! Und nun kann
ich hoffen, Und ich athme frei!
Wehe!
Wehe! Beide Theile Stehn in Eile Schon als
Knechte Völlig fertig in die Höhe! Helft mir,
ach! ihr hohen Mächte!
Und sie laufen! Naß
und nässer Wird's im Saal und auf den Stufen.
Welch entsetzliches Gewässer! Herr und Meister!
hör mich rufen! -- Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Noth ist groß! Die ich rief, [die]
Geister, Werd' ich nun nicht los.
"In die
Ecke, Besen, Besen! Seid's gewesen. Denn
als Geister Ruft euch nur, zu seinem Zwecke,
Erst hervor der alte Meister."
7 Tom der Reimer Op. 135 (Theodor
Fontane) 05:48
Der Reimer Thomas lag am Bach,
Am Kieselbach bei Huntly Schloß. Da sah er eine
blonde Frau, Die saß auf einem weißen Roß.
Sie saß auf einem weißen Roß, Die Mähne war
geflochten fein, Und hell an jeder Flechte hing
Ein silberblankes Glöckelein.
Und Tom der
Reimer zog den Hut Und fiel auf's Knie, er grüßt
und spricht: ,,Du bist die Himmelskönigin! Du
bist von dieser Erde nicht!``
Die blonde Frau
hät an ihr Roß: ,,Ich will dir sagen, wer ich
bin; Ich bin die Himmelsjungfrau nicht, Ich
bin die Elfenkönigin!
,,Nimm deine Harf und
spiel und sing Und laß dein bestes Lied
erschalln! Doch wenn du meine Lippe küßt, Bist
du mir sieben Jahr verfalln!``
,,Wohl! sieben
Jahr, o Königin, Zu dienen dir, es schreckt mich
kaum!`` Er küßte sie, sie küßte ihn, Ein Vogel
sang im Eschenbaum.
,,Nun bist du mein, nun
zieh mit mir, Nun bist du mein auf sieben Jahr.``
Sie ritten durch den grünen Wald, Wie glücklich
da der Reimer war!
Sie ritten durch den
grünen Wald Bei Vogelsang und Sonnenschein,
Und wenn sie leicht am Zügel zog, So klangen hell
die Glöckelein
8 Die Uhr Op. 123 No. 3 (Johann
Gabriel Seidl) 04:18
Ich trage, wo ich gehe,
stets eine Uhr bei mir; Wieviel es geschlagen
habe, genau seh ich an ihr. Es ist ein großer
Meister, der künstlich ihr Werk gefügt,
Wenngleich ihr Gang nicht immer dem törichten
Wunsche genügt.
Ich wollte, sie wäre rascher
gegangen an manchem Tag; Ich wollte, sie hätte
manchmal verzögert den raschen Schlag. In meinen
Leiden und Freuden, in Sturm und in der Ruh, Was
immer geschah im Leben, sie pochte den Takt dazu.
Sie schlug am Sarge des Vaters, sie schlug an
des Freundes Bahr, Sie schlug am Morgen der
Liebe, sie schlug am Traualtar. Sie schlug an der
Wiege des Kindes, sie schlägt, will's Gott, noch
oft, Wenn bessere Tage kommen, wie meine Seele es
hofft.
Und ward sie auch einmal träger, und
drohte zu stocken ihr Lauf, So zog der Meister
immer großmütig sie wieder auf. Doch stände sie
einmal stille, dann wär's um sie geschehn, Kein
andrer, als der sie fügte, bringt die Zerstörte zum
Gehn.
Dann müßt ich zum Meister wandern, der
wohnt am Ende wohl weit, Wohl draußen, jenseits
der Erde, wohl dort in der Ewigkeit! Dann gäb ich
sie ihm zurücke mit dankbar kindlichem Flehn:
Sieh, Herr, ich hab nichts verdorben, sie blieb von
selber stehn..
9 Odins Meeresritt Op. 118
(Aloys Wilhelm Schreiber) 04:32
Meister Oluf,
der Schmied auf Helgoland, Verläßt den Amboß um
Mitternacht. Es heulet der Wind am Meeresstrand,
Da pocht es an seiner Türe mit Macht:
"Heraus, heraus, beschlag' mir mein Roß, Ich muß
noch weit, und der der Tag ist nah!" Meister Oluf
öffnet der Türe Schloß, Und ein stattlicher
Reiter steht vor ihm da.
Schwarz ist sein
Panzer, sein Helm und Schild; An der Hüfte hängt
ihm ein breites Schwert. Sein Rappe schüttelt die
Mähne gar wild Und stampft mit Ungeduld die
Erd'!
"Woher so spät? Wohin so schnell?"
"In Norderney kehrt' ich gestern ein. Mein Pferd
ist rasch, die Nacht is hell, Vor der Sonne muß
ich in Norwegen sein!"
"Hättet Ihr Flügel, so
glaubt' ich's gern!" "Mein Rappe, der läuft wohl
mit dem Wind. Doch bleichet schon da und dort ein
Stern, Drum her mit dem Eisen und mach'
geschwind!"
Meister Oluf nimmt das Eisen zur
Hand, Es ist zu klein, da dehnt es sich aus.
Und wie es wächst um des Hufes Rand, Da ergreifen
den Meister Bang' und Graus.
Der Reiter sitzt
auf, es klirrt sein Schwert: "Nun, Meister Oluf,
gute Nacht! Wohl hast du beschlagen Odin's
Pferd'; Ich eile hinüber zur blutigen Schlacht."
Der Rappe schießt fort über Land und Meer, Um
Odin's Haupt erglänzet ein Licht. Zwölf Adler
fliegen hinter ihm her; Sie fliegen schnell, und
erreichen ihn nicht.
10 Erlkönig Op. 1
No. 3 (Johann Wolfgang Goethe) 03:30
Wer
reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der
Vater mit seinem Kind; Er [hat] den Knaben wohl
in dem Arm, Er [faßt] ihn sicher, er hält ihn
warm.
«Mein Sohn, was birgst du so [bang]
dein Gesicht?» - «Siehst, Vater, du den Erlkönig
nicht? Den Erlenkönig mit Kron' und Schweif?»
«Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.»
"Du
liebes Kind, komm, geh mit mir! Gar schöne Spiele
spiel ich mit dir; [Manch bunte Blumen sind an
dem Strand], [Meine] Mutter hat manch [gülden]
Gewand."
«Mein Vater, mein Vater, und
[hörest] du nicht, Was Erlenkönig mir [leise]
verspricht?» «Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind:
In dürren Blättern säuselt der Wind.»
"Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn? Meine
Töchter sollen dich warten schön; Meine Töchter
führen den nächtlichen Reihn Und [wiegen und
tanzen und singen] dich ein."
«Mein Vater,
mein Vater, und siehst du nicht dort Erlkönigs
Töchter am [düstern Ort]?» «Mein Sohn, mein Sohn,
ich seh es genau: Es scheinen die alten Weiden so
grau.»
"[Ich liebe dich, mich reizt deine
schöne Gestalt]; Und bist du nicht willig, so
brauch ich Gewalt." «Mein Vater, mein Vater,
jetzt faßt er mich an! Erlkönig hat mir ein
[Leids] getan!»
Dem Vater grauset's, er
reitet geschwind, Er hält [in Armen] das ächzende
Kind, Erreicht den Hof mit [Müh'] und Not: In
seinen Armen das Kind war tot.
11 Herr Oluf
Op. 2 No. 2 (Johann Gottfried Herder) 05:55
Herr [Oluf] reitet spät und weit, Zu bieten auf
seine Hochzeitleut'. Du tanzen die Elfen auf
grünem Strand, Erlkönigs Tochter reicht ihm die
Hand: "Willkommen, Herr Oluf, komm tanzen mit
mir, Zwei göldene Sporen schenke ich dir."
"Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,
Denn morgen ist mein Hochzeittag." "Tritt näher,
Herr Oluf, komm tanzen mit mir, Ein Hemd von
Seiden schenke ich dir, Ein Hemd von Seiden so
weiß und fein, Meine Mutter bleicht's mit
Mondenschein!"
"Ich darf nicht tanzen, nicht
tanzen ich mag, Denn morgen ist mein
Hochzeittag." "Tritt näher, Herr Oluf, komm
tanzen mit mir, Einen Haufen Goldes schenke ich
dir." "Einen Haufen Goldes nähme ich wohl,
Doch tanzen ich nicht darf noch soll."
"Und
willst du, Herr Oluf, nicht tanzen mit mir, Soll
Seuch' und Krankheit folgen dir!" Sie tät ihm
geben einen Schlag aufs Herz, Sein Lebtag fühlt'
er nicht solchen Schmerz. Drauf tät sie ihn heben
auf sein Pferd: "Reit' heim zu deinem Fräulein
wert!"
Und als er kam vor Hauses Tür,
Seine Mutter zitternd stand dafür: "Sag an, mein
Sohn, und sag mir gleich, Wovon du bist so blaß
und bleich?" "Und sollt ich nicht sein blaß und
bleich? Ich kam in Erlenkönigs Reich."
"Sag an, mein Sohn, so lieb und traut, Was soll
ich sagen deiner Braut?" "Sagt ihr, ich ritt in
den Wald zur Stund, Zu proben allda mein Roß und
Hund." Früh Morgens als der Tag kaum war, Da
kam die Braut mit der Hochzeitschar.
Sie
schenkten Met, sie schenkten Wein: "Wo ist Herr
Oluf, der Bräutigam mein?" "Herr Oluf ritt in den
Wald zur Stund, Zu proben allda sein Roß und
Hund." Die Braut hob auf den Scharlach rot,
Da lag Herr Oluf und war tot.
12
Geisterleben Op. 9 Heft 1 No. 4 (Ludwig Uhland)
04:17
Von dir getrennet, liege ich [wie]
begraben, Mich grüßt kein Säuseln linder
Frühlingslüfte; Kein Lerchensang, kein Balsam
süßer Düfte, Kein Strahl der Morgensonne kann
mich laben.
[Wann] sich die Lebenden dem
Schlummer [gaben], [Wann] Tote steigen aus dem
Schoß der Grüfte, Dann schweb' ich träumend über
Höh'n und Klüfte, Die mich so fern von dir
[gedränget] haben.
Durch den verbotnen Garten
darf ich gehen, Durch Türen wandl' ich, die mir
sonst verriegelt, Bis zu der Schönheit stillem
Heiligtume.
Erschreckt dich Geisterhauch, du
zarte Blume? Es ist der Liebe Wehn, das dich
umflügelt! Leb wohl! ich muß ins Grab, die Hähne
krähen.
13 Archibald Douglas Op. 128 (Ludwig
Uhland) 11:59
"Ich hab' es getragen sieben
Jahr, Und ich kann es nicht tragen mehr, Wo
immer die Welt am schönsten war, Da war sie öd'
und leer.
Ich will hintreten vor sein Gesicht
In dieser Knechtsgestalt, Er kann meine Bitte
versagen nicht, Ich bin ja [worden] alt.
Und trüg' er noch den alten Groll Frisch wie am
ersten Tag, So komme was da kommen soll, Und
komme was da mag!"
Graf Douglas spricht's; am
Weg ein Stein Lud ihn zu harter Ruh'. Er sah
in Wald und Feld hinein, Die Augen fielen ihm zu.
Er trug einen Harnisch rostig und schwer,
Darüber ein Pilgerkleid. Da horch vom Waldrand
scholl es her, Wie von Hörnern und Jagdgeleit,
Und Kies und Staub aufwirbelte dicht, Her
jagte [Meut'] und Mann, Und ehe der Graf sich
aufgericht't, Waren Roß und Reiter heran.
König Jakob saß auf hohem Roß, Graf Douglas
grüßte tief, Dem König das Blut in die Wangen
schoß, Der Douglas aber rief:
"König
Jakob, schaue mich gnädig an Und höre mich in
Geduld, Was meine Brüder dir angetan, Es war
nicht meine Schuld.
Denk' nicht an den alten
Douglasneid, Der trotzig dich bekriegt, Denk'
lieber an deine Kinderzeit, Wo ich dich auf
Knieen gewiegt,
Denk' lieber zurück an
Stirlings Schloß, Wo ich Spielzeug dir
geschnitzt, Dich gehoben auf deines Vaters Roß
Und Pfeile dir zugespitzt.
Denk' lieber
zurück an Linlithgow, An den See und den
Vogelherd, Wo ich dich fischen und jagen froh
Und schwimmen und springen gelehrt.
Und denk'
an alles, was einstens war, Und sänftige deinen
Sinn, Ich hab' es [gebüßet] sieben Jahr, Daß
ich ein Douglas bin!"
"Ich seh' dich nicht,
Graf Archibald, Ich hör' deine Stimme nicht,
Mir ist, als ob ein Rauschen im Wald Von alten
Zeiten spricht.
Mir klingt das Rauschen süß
und traut, Ich lausch' ihm immer noch,
Dazwischen aber klingt es laut: Er ist ein
Douglas doch!
Ich seh' dich nicht, ich [höre]
dich nicht, Das ist alles was ich kann, Ein
Douglas vor meinem Angesicht Wär' ein verlorner
Mann!"
König Jakob gab seinem Roß den Sporn,
Bergan [ging jetzt] sein Ritt. Graf Douglas faßte
den Zügel vorn Und hielt mit dem Könige Schritt.
Der Weg war steil, und die Sonne stach, Sein
Panzerhemd war schwer, Doch ob er schier
zusammenbrach, Er lief doch nebenher.
"König Jakob, ich war dein Seneschall, Ich will
es nicht fürder sein, Ich will nur tränken dein
Roß im Stall, Und ihm schütten die Körner ein,
Und will ihm selber machen die Streu Und es
tränken mit eigner Hand, Nur laß mich atmen
wieder aufs neu' Die Luft im Vaterland.
Und willst du nicht, so hab' einen Mut, Und ich
will es danken dir, Und zieh' dein Schwert, und
triff mich gut, Und laß mich sterben hier!"
König Jakob sprang herab vom Pferd, Hell
leuchtete sein Gesicht, Aus der Scheide zog er
sein bretes Schwert, Aber fallen ließ er nicht:
"Nimm's hin, nimm's hin und trag' es aufs neu'
Und bewache mir meine Ruh'; Der ist in tiefster
Seele treu, Wer die Heimat so liebt wie du!
Zu Roß, wir reiten nach Linlithgow, Und du
reitest an meiner Seit'; Da wollen wir fischen
und jagen froh, Als wie in alter Zeit."
Total Time 64:55 ROMAN TREKEL,
Bariton
DANIEL HEIDE, piano
Recording: VII 2013, OPS Berlin / Germany
Recording producer: Anja Trekel for
RTR-MediaProduction Editing & mastering:
RTR-MediaProduction
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